Ich war etwa 15 Jahre alt und konnte schon sehr gut zeichnen. Ein bisschen mehr Übung, und ich hätte fotorealistisch zeichnen können. Doch je aufwendiger und realistischer die Zeichnung war, desto mehr Zeit brauchte ich, um ein Bild oder eine Zeichnung zu beenden. Dafür war ich zu ungeduldig. Eines Tages in einem Jugendtreff in Brügg, Kanton Bern, nahe Biel, liess der Jugendarbeiter ein paar bekannte Graffiti-Sprayer das Gebäude mit Graffiti-Kunst besprühen. Ein Bild, das sie gemalt hatten, stammt aus dem Jahr 1986. Was ich damit meine: 1986 war Graffiti erst seit drei Jahren in Biel und Umgebung, also noch ein „Baby“. Da sagte plötzlich ein Kollege, egal wie gut ich zeichnen könne, so etwas wie das an der Wand werde ich niemals machen können und solch ein Niveau erreichen. Die sogenannten „Charaktere“ der Graffiti-Szene waren damals noch zu einfach, sehr 2D und kaum schattiert. Da sagte mein Stolz, dass er aufhören solle, solchen Unsinn zu erzählen. Er wolle doch meine Zeichnungen nicht mit so etwas vergleichen. Ich begann, das Bild zu korrigieren, was ich besser hätte machen können, und so weiter. Darauf meinte mein Kollege: „Okay, was die Charaktere und den Hintergrund betrifft, gebe ich zu, da kannst du es viel besser machen, aber den Style, die Buchstaben, sowas werde ich nie können.“ Mein Stolz sagte: „Wart ab...“ Kaum zu Hause nahm ich meinen Zeichenblock, aber die erste halbe Stunde wusste ich nicht, wie ich anfangen sollte. Die Herausforderung war geboren. Von ganz einfachen Buchstaben bis hin zu wirklich gestylten Buchstaben vergingen drei Jahre. Da begann meine Leidenschaft. Ich konnte jeden Tag ein Graffiti zeichnen, und jedes Mal war es anders. Es gab kein Ende. Buchstaben so zu verzerren, dass man sie noch lesen kann, hat kein Limit, und man kann sie nicht einfach nachzeichnen, sie müssen erfunden werden. Genau das gab mir ein Gefühl von Freiheit, das sich bis heute hält, und ich werde niemals aufhören, Graffiti zu zeichnen, oder wie wir sagen, zu „malen“.